Häufig werden Psychopharmaka sehr rasch, lange und oftmals hochdosiert verordnet. Selbstverständlich gibt es Situationen, in denen es nicht ohne Psychopharmaka geht. Und es gibt sicherlich psychisch erkrankte Menschen, die ganz ohne Psychopharmaka auf lange Sicht nicht auskommen und Betroffene, die diese Einschätzung teilen.
Dennoch: Die in der psychiatrischen Versorgung übliche Behandlung ist immer noch äußerst medikamentenorientiert. Dies führt nicht selten zu schweren unerwünschten Wirkungen, einer schlechteren Genesung und vermehrten Rückfällen bis hin zu erhöhter Sterblichkeit.
Die große Zahl der hierzu vorliegenden Studien findet in der Fachöffentlichkeit erstaunlich wenig Resonanz. Nur langsam ändern sich institutionelle Strukturen, die eine medikamentenfreie Unterstützung oder die Anwendung nur geringer Dosierungen im Rahmen einer psychosozialen Hilfe ermöglichen. Zu oft werden Behandlungstraditionen einfach fortgesetzt; zu massiv prägt(e) die Pharmaindustrie mit ihrer oft verharmlosenden Werbung die Behandlungsentscheidungen. Dies ist aus Sicht der DGSP ein Skandal.
Die DGSP setzt sich seit vielen Jahren intensiv und kritisch mit dem Thema Psychopharmaka auseinander. Insbesondere hat die DGSP Debatten zur Gabe von Neuroleptika und Antidepressiva angestoßen.
Fachausschuss Psychopharmaka
Der Fachausschuss Psychopharmaka unterstützt durch Tagungen und Beiträge für sozialpsychiatrische Fachzeitschriften die Ziele der DGSP und setzt sich im fachpolitischen Rahmen dafür ein, menschenrechtsbasierte sozialpsychiatrische Strukturen in Deutschland zu schaffen und zu festigen. Dadurch wirkt er mit an einer generellen Verbesserung der Bedingungen für die Begleitung und Behandlung von Menschen mit diagnostizierten psychischen Erkrankungen.
Seit seiner Gründung im Jahr 2011 arbeitet der Fachausschuss trialogisch; professionell Tätige, Angehörige und Betroffene sind hier vertreten. Auch Nichtmitglieder der DGSP können sich beteiligen. Der Fachausschuss trifft sich bis zu drei mal im Jahr.
Bitte beachten Sie: Eine Einzelfallberatung durch den Fachausschuss ist leider nicht möglich!
Sie suchen Hilfe für sich oder für Angehörige?
Die DGSP ist keine Beratungsstelle und kann leider keine Ratschläge zu individuellen Problemen und Fragestellungen geben. Wir haben aber wichtige Hilfsangebote für Sie unter folgendem Link gesammelt. Dort finden Sie wertvolle Unterstützung.
Informationen für HilfesuchendeDer Fachausschuss organisiert regelmäßig einen Fachtag zum Thema „Psychosebegleitung und Neuroleptika – Über Möglichkeiten, in der Psychosebegleitung und -behandlung Neuroleptika möglichst niedrig zu dosieren und auf sie zu verzichten“.
Im Jahr 2020 hat die damalige Sprecherin Renate Seroka in der Sozialen Psychiatrie von den Aktivitäten des Fachausschusses berichtet.
Wichtige Broschüren der DGSP:
- DGSP: "Neuroleptika reduzieren und absetzen" (2018) (3. Auflage)
- "Memorandum der Deutschen Gesellschaft für Soziale Psychiatrie zur Anwendung von Neuroleptika" (2018) (3. Auflage)
Weitere hilfreiche Schriften:
Die Broschüre »Der kleine Leitfaden zum Stimmenhören und ähnlichen Erfahrungen« beschäftigt sich mit der Erfahrung des Stimmenhörens oder vergleichbaren Erfahrungen wie z. B. Visionen. Sie möchte Menschen, die diese Erfahrungen machen und unter ihnen leiden, deren Angehörigen und Begleitpersonen, Unterstützung bieten. Zudem sollen aber auch Fachpersonen die Möglichkeit erhalten sich mit den Erfahrungen von Stimmenhörenden auseinanderzusetzen.
Weiterführende Links:
- Auf der Website www.absetzen.info werden Informationen rund um das Thema Absetzen gesammelt.