Arbeit - Immer noch das halbe Leben? - 11. Mai 2023 in Magdeburg

Der Fachausschuss Arbeit der DGSP hatte eingeladen. Am 11. Mai 2023 kamen 110 Gäste zum ausverkauften Fachtag „Arbeit – Immer noch das halbe Leben?“ zur Hochschule Magdeburg-Stendal nach Magdeburg. In Vorträgen und Workshops sollte es u.a. um diese Fragen gehen: Wie können sich die Gestaltung der Teilhabe am Arbeitsleben und die berufliche Rehabilitation auf aktuelle Veränderungen der Arbeitswelt einstellen? Sind die mit dem Bundesteilhabegesetz (BTHG) eingeführten neuen Instrumente der Teilhabe für die veränderten Realitäten passend?

Weitere zentrale Programmpunkte der Tagung waren:

  • Austausch über den aktuellen Stand zur beruflichen Teilhabe psychiatrieerfahrener Menschen
  • aktuelle Informationen über die sich immer wieder ändernden Rahmenbedingungen und deren Bedeutung zur Realisierung beruflicher Teilhabe
  • Beispiele und Informationen zu inklusiver Arbeit aus der Praxis

HINWEIS: Die Ausgabe 04/2023 unserer Zeitschrift "Soziale Psychiatrie" widmet sich ebenfalls dem Thema Arbeit und dem aktuellen Stand zur beruflichen Teilhabe psychiatrieerfahrener Menschen. Das Heft erschien im Januar 2024.


Wolfgang Beck

Durch die Tagung führte Michael Schweiger, Geschäftsführer und Bereichsleitung Arbeit & Beschäftigung bei ARINET in Hamburg. Wolfgang Beck, Staatssekretär im Ministerium für Arbeit, Soziales, Gesundheit und Gleichstellung, sprach das Grußwort und gestand, dass es in Sachsen-Anhalt um die Beschäftigung von Menschen mit Behinderung nicht zum besten steht. Das BTHG schaffe gute Bedingungen, aber es gebe Umsetzungsprobleme. Er hob insbesondere das Budget für Arbeit als zukunftsweisenden Ansatz hervor. 

Marc Fesca, Sprecher des DGSP-Fachausschusses Arbeit und Beschäftigung, begrüßte ebenfalls die Teilnehmenden und stellte angesichts weiterhin mangelnder Teilhabe als zentrale Frage: „Wie kann man Arbeitsplätze so gestalten, dass psychisch erkrankte Menschen teilhaben können?“.

Marc Fesca und Michael Schweiger

 


Zwischenrufe und Denkanstöße

Als ersten Impuls gab es Zwischenrufe und Denkanstöße aus dem Fachausschuss: Michael Scheer berichtete als Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft für integrative Beschäftigung mbH in Bremen über seine positiven Erfahrungen mit Zuverdienstmöglichkeiten für Menschen mit psychischen Erkrankungen. Genesungsbegleiterin Ingrid Hollmann kritisierte, dass sich häufig die Menschen den Maßnahmen anpassen müssten, diese aber häufig nicht deren Einschränkungen oder Bedürfnissen entsprechen würden. Jörg Greis von der gpe Gesellschaft für psychosoziale Einrichtungen gGmbH aus Mainz stellte dem BTHG kein gutes Zeugnis aus, im Gegenteil: Mit dem BTHG habe sich die Situation von Menschen mit seelischen Behinderungen deutlich verschlechtert. Die Barrieren, um Teilhabeleistungen zu erlangen, seien höher als je zuvor. Manfred Becker vom Kölner Verein/Projekt Router hob als positive Entwicklung den Aufbau der Ergänzenden unabhängigen Teilhabeberatungsstellen (EUTB’s) hervor. Ansonsten bezeichnete auch er die aktuelle Situation als „Katastrophe“.

Philipp Jahn: „Recht: Inklusiver Arbeitsmarkt - Realität oder ferne Illusion?“

Im folgenden Vortrag blickte Philipp Jahn von der Martin-Luther-Universität Halle/Wittenberg aus juristischer Perspektive auf die Fragestellung: „Recht: Inklusiver Arbeitsmarkt - Realität oder ferne Illusion?“. Als besonders wichtig stellte er heraus, dass Menschen mit psychischen Erkrankungen langfristig und nachhaltig Unterstützung erfahren. Der Anspruch hierauf sei im SGB IX festgeschrieben. Das Budget für Arbeit sei eine gute Leistung, im Grunde stelle es eine Kombination aus Eingliederungshilfe und Jobcoaching dar. Allerdings müsse in der Praxis dringend nachjustiert werden. Die Leistung müsse bekannter werden, und es brauche ein Zusammenwirken von Sozial- und Arbeitsrecht.


"Welche Arbeit braucht der Mensch?"

Im nächsten Beitrag sprach Dr. Carsten Detka in Vertretung für Dr. Heike Ohlbrecht von der OvG-Universität Magdeburg zum Thema „Welche Arbeit braucht der Mensch?“ und ging u.a. auf die Bedeutung von Erwerbsarbeit ein. Dabei beschrieb er Arbeit als ein „janusköpfiges Phänomen“, das Gesundheit fördern, ihr aber auch schaden könne. Jede historische Arbeitsphase habe dabei spezifische Krankheitsspektren. Aktuell seien chronische und psychische Erkrankungen vorherrschend. Eine pathogene Wirkung könne Arbeit beispielsweise durch ihre Entgrenzung entfalten, wenn Privates und Berufliches nicht mehr klar getrennt seien. Subjektivierung sei ein weiteres Phänomen, das gesundheitshemmend wirken könne. Hiermit bezeichnete er die Erwartung an Menschen, nicht „nur“ als Arbeitnehmer tätig zu werden, sondern sich im Job mit der ganzen Persönlichkeit einzubringen und „für die Arbeit brennen“ zu müssen.

 Workshops

Nachmittags hatten die Tagungsbesucher:innen dann Zeit, zwei von fünf Workshops zu besuchen, die zu einem breiten Themenspektrum angeboten wurden:

  1. Zuverdienstbeschäftigung nach Einführung des BTHG (Michael Schweiger, ARINET GmbH, Hamburg // Michael Scheer, GiB mbH, Bremen)
  2. Berufsbildung in WfbM – was geht? (Marie-Theres Wuth und Dieter Debus, Frankfurter Verein, Bereich Arbeit und Berufliche Integration (ABI) // Janet Engel-Fesca und Katharina Helm, Pfeiffersche Stiftungen Magdeburg)
  3. Leben und Arbeiten mit Erwerbsminderungsrente (Robert Jacobs, Verbund Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener RLP, Genesungsbegleiter //Ulrike, Referentin, Genesungsbegleiterin)
  4. Wie komme ich zum Budget für Arbeit? (Ingrid Hollman, Genesungsbegleiterin // Manfred Becker, Kölner Verein/Projekt Router, Köln // Sebastian Baigorria, BfA-Erfahrener)
  5. Aus der Praxis in die Praxis – Chancen der Ergotherapie für die Vorbereitung auf und die Begleitung in Arbeit (Theresie Theele, Pfeiffersche Stiftung in Magdeburg)

Nachmittags hatten die Tagungsbesucher:innen dann Zeit, zwei von fünf Workshops zu besuchen, die zu einem breiten Themenspektrum angeboten wurden:

  1. Zuverdienstbeschäftigung nach Einführung des BTHG (Michael Schweiger, ARINET GmbH, Hamburg // Michael Scheer, GiB mbH, Bremen)
  2. Berufsbildung in WfbM – was geht? (Marie-Theres Wuth und Dieter Debus, Frankfurter Verein, Bereich Arbeit und Berufliche Integration (ABI) // Janet Engel-Fesca und Katharina Helm, Pfeiffersche Stiftungen Magdeburg)
  3. Leben und Arbeiten mit Erwerbsminderungsrente (Robert Jacobs, Verbund Selbsthilfe Psychiatrie-Erfahrener RLP, Genesungsbegleiter //Ulrike, Referentin, Genesungsbegleiterin)
  4. Wie komme ich zum Budget für Arbeit? (Ingrid Hollman, Genesungsbegleiterin // Manfred Becker, Kölner Verein/Projekt Router, Köln // Sebastian Baigorria, BfA-Erfahrener)
  5. Aus der Praxis in die Praxis – Chancen der Ergotherapie für die Vorbereitung auf und die Begleitung in Arbeit (Theresie Theele, Pfeiffersche Stiftung in Magdeburg)
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