Was macht uns stark? – mutige Wege aus der Krise - 11. bis 13 November 2021 in Bremen und online

In der Landschaft der Psychiatrie finden die beteiligten Personen, vor allem auch in dieser schwer erträglichen Zeit der Pandemie, viele kreative Lösungswege und haben trotz aller Probleme gemeinsam mit anderen Akteuren auch an Stärke gewonnen. Daher sollten wir optimistisch nach vorne blicken und uns fragen: Was fangen wir mit der gewonnenen Stärke an?

Natürlich ist weiterhin viel Verbesserungspotential zu entdecken: die Menschenrechte und die psychiatrischen S3-Leitlinien sind nicht zu unserer Zufriedenheit umgesetzt, Menschen werden zwangsbehandelt, zu sehr behandelt statt begleitet und es ist zu erwarten, dass gerade nach Abklingen der Corona-Krise die leeren öffentlichen Kassen zu sozialen Härten führen werden. Besonders gefährdet sind dabei die verletzlichsten Menschen unserer Gesellschaft, die jetzt schon mit sehr schwierigen Bedingungen der gesellschaftlichen und beruflichen Teilhabe konfrontiert sind. Diejenigen, die oft nicht an dem Ort wohnen können, zu dem sie sich zugehörig fühlen, die nicht die sozialen Kontakte und die unterstützende Begleitung finden, die sie benötigen und denen die Wege zu Recovery und Empowerment oft verbaut sind.

Gemeinsame Stärken finden und Ermutigung erfahren

Mit dieser Tagung möchten wir Ihnen zeigen, dass gemeinsames Handeln wirksam ist und Sie bestärken, zusammen mit Mitstreiter:innen für bessere Lebens- und Begleitungsmöglichkeiten psychisch leidender Menschen zu kämpfen. Wir möchten gemeinsame Stärken finden und Ermutigung erfahren.

An der Psychiatrie beteiligte Menschen, seien es Nutzer.innen, Angehörige oder professionell Tätige, haben Erfahrungen auf unterschiedlichen Ebenen mit diversen asymmetrischen Machtstrukturen machen müssen. Sie haben für sich diese Erfahrungen individuell oder auf Gruppenebene verarbeitet und jeweils einen Umgang damit gefunden. Die einen erleben diese Erfahrungen als Gewinn, die nächsten als Ballast. Einige wollen die Erfahrungen für sich konstruktiv nutzbar machen, andere wollen sie ruhen lassen.

Psychiatrie ist sowohl ein Teil als auch ein Spiegel dieser Gesellschaft: Werthaltungen, ökonomische Zwänge, Marktorientierung, Stigmatisierung von Menschen mit Behinderungen, der rechtliche und finanzielle Rahmen, die UN-BRK und anderes wirken auf das real Mögliche ein.

"Macht euch stark zur Umsetzung  gemeinsamer Ziele!"

In dieser hier grob skizzierten Gemengelage gilt es, gegen mögliche Widerstände in der Politik, der Gesellschaft, in Institutionen und Behörden sozialpsychiatrische Ideen umzusetzen. Dazu braucht es Gestaltungspotenzial: Ideen, Energie, Ausdauer, Solidarität, Reflexionsfähigkeit,  materielle Ressourcen. Für uns ergeben sich daraus die Fragen: "Was macht uns stark? Wozu und wie nutzen wir die gewonnene Kraft?" Dies denken wir im Sinne einer inklusiven Psychiatrie. Wie soll sie aussehen? Diese Fragen wollen wir aus trialogischer Sicht beantworten. Wir benötigen die Vielstimmigkeit und die vielen Perspektiven als Potential zur Auseinandersetzung, für den Empowermentprozess und das anschließende Handeln.

Im Rahmen der Tagung wollen wir diesen Fragen nachgehen und Orte der Stärkung von Macht und Einfluss/ Handlungsfähigkeit betrachten. Wichtig wird es hierbei sein, die unterschiedlichen Erlebens- und Handlungsebenen zu reflektieren. Was für die einen Nutzer:innen wertvoll erscheint, kann für andere ohne Wert sein. Genauso verhält es sich bei den Angehörigen und professionell Handelnden.

Veränderungen auf individueller, organisatorischer und struktureller Ebene erfordern Kraft von allen Akteur:innen, einschließlich der Betroffenen. Bestimmte Konstellationen scheinen geeignet zu sein, Veränderungspotentiale zu mobilisieren. Die Erarbeitung gemeinsamer Ziele lässt es möglich erscheinen, Kräfte der Veränderung zu bündeln und damit die Erfolgsaussichten von Gestaltungs- und Veränderungsvorhaben in ihrer Umsetzung zu steigern. Aus der eingangs gestellten Fragestellung wird die Botschaft: "Macht euch stark zur Umsetzung  gemeinsamer Ziele!"

Die Vorbereitungsgruppe

 


Rahmenprogramm

Veranstaltung der Stiftung für Soziale Psychiatrie: "Auf drei Beinen steht sich's leichter"
Genesungsbegleiter und -begleiterinnen und Angehörigenbegleiterinnen und -begleiter als Mit-Mütter und Mit-Geschwister in der Familienhilfe

Mit den 36 Standorten, die die EX-IN-Ausbildung allein in Deutschland anbieten und mit den zahlreichen Genesungsbegleiter:innen, die sowohl in der stationären als auch in der ambulanten Sozialpsychiatrie seit mehreren Jahren tätig sind ist EX-IN ein Politikum geworden. Seit einigen Jahren werden in Hamburg auch Angehörige psychisch erkrankter Menschen für die Begleitung ausgebildet. Durch die EX-IN-Ausbildung gesicherte Peerarbeit in der psychosozialen Versorgung für psychisch erkrankte Menschen ist seit 15 Jahren zunehmend eine Selbstverständlichkeit geworden.

In diesem dialogischen Vortrag wird ein weiterführendes Konzept der Peerarbeit für die Familienhilfe dargestellt. Beschrieben und erzählt werden die ersten Arbeitserfahrungen der Genesungsbegleiterinnen und -begleiter und der Angehörigenbegleiter und -begleiterinnen als  Mit-Mütter und Mit-Geschwister in der Familienhilfe.

 

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Symposium von Uwe Gonther & Peter Lehmann: Wo bleiben die neuen Wege beim Absetzen von Psychopharmaka?

Seit über einem halben Jahrhundert weiß man von den immensen Problemen beim Absetzen von Psychopharmaka. Seit drei Jahrzehnten weiß man von der um 20-25 Jahre reduzierten Lebenserwartung von Menschen mit ernsten psychiatrischen Diagnosen (und entsprechender Verabreichung oft gesundheitsschädlicher Psychopharmaka). Immer wieder wird von Betroffenenseite und von engagierten psychiatrisch Tätigen eine kompetente Begleitung beim Absetzen von Psychopharmaka eingefordert, mittlerweile sogar von der "S3-Leitlinie Schizophrenie". Doch abgesehen von wenigen Projekten (ambulant, teilstationär und stationär) beim Absetzen bleibt die Masse der Betroffenen ohne jegliche Unterstützung. Dazu desinformiert die Pharmaindustrie die Ärzte- und Patientenschaft. Es gebe keine Abhängigkeit und Entzugsprobleme, man könne die Psychopharmaka meist rasch in 1-2 Wochen absetzen. Welche Lösungsmöglichkeiten für die bisherige katastrophale Unterlassung von Hilfeleistung gibt es derzeit? Wo bekommen Betroffene Hilfe? Wie können Angehörige konstruktiv in Reduktionsprozesse einbezogen werden? Wie sähe eine optimale Hilfe beim Absetzen von Psychopharmaka aus?

csm Jahrestagung2021 Gudrun Weissenborn 2387ed131d csm Jahrestagung2021 Katrin Rautenberg a5a0076fe6  csm Jahrestagung2021 Martin Zinkler 2 d14cf93e20 csm Jahrestagung2021 Peter de Groot d7cebaa5a6 csm Jahrestagung2021 Peter Lehmann 6fd8fa6db8 csm Jahrestagung2021 Uwe Gonther 7975b77000


Hauptprogramm

Freitag, 12.11.2021

Moderation: Jan Roscher, Michael Tietje

Begrüßung // Christel Achberger, 1. Vorsitzende der DGSP
Grußworte // Claudia Bernhard, Senatorin für Gesundheit, Frauen und Verbraucherschutz der Freien Hansestadt Bremen

Messen, Vergleichen, Bewerten – Zur Bedeutung der Zahl in digitalen Welten // Julia Schreiber

Menschenrechte – "Öl" im Getriebe der Psychiatrieentwicklung. Menschenrechte in Krisenzeiten // Sabine Bernot, vertreten durch Dr. Jana Offergeld, Deutsches Institut für Menschenrechte

Menschenrechte – wie sie die Psychiatrie glaubwürdig machen // Martin Zinkler


Offenes Forum unter Beteiligung von:

  • Aktivist:innen der Mut-Tour
  • Mitarbeiter:innen der unabhängigen Beschwerdestellen
  • Die DGSP lädt ein, die psychiatrische Klinik Ihrer Wünsche zu skizzieren

 

Samstag 13.11.2021

Moderation: Nicole Duveneck, Jessica Reichstein

Safewards – Weg zur Gewaltreduzierung // André Nienaber

Wie lassen sich S3-Leitlinien in der Praxis umsetzen? // Markus Kösters

Beziehungsarbeit in der Psychiatrie // Martin Bührig

Wie geht die Psychiatriereform in Bremen weiter und was ist dafür auf die Bundesperspektive übertragbar? // Jörg Utschakowski    

 csm Jahrestagung2021 Claudia Bernhard 29ba646911 csm Jahrestagung2021 Jonte Mai 236e1142a2 csm Jahrestagung2021 Martin Zinkler 2 d14cf93e20 csm Jahrestagung2021 71a7098b65

 

 

Gemeinsam stark!

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