Tagungsbericht des Fachtags Sucht in Leipzig am 20./21. Februar 2025
Der Fachtag Sucht, organisiert vom DGSP-Fachausschuss Sucht, fand am 20. und 21. Februar 2025 auf dem Campus Jahnallee der Uni Leipzig statt. Rund 110 Teilnehmer kamen zusammen, um über das Thema der Menschen mit Suchterkrankungen zu diskutieren, die das bestehende Hilfesystem nicht erreichen oder ablehnen. Die Veranstaltung beschäftigte sich mit der Frage, ob nur die anpassungsfähigsten überleben können, wie der provokante Titel „The Survival of the Fittest“ suggeriert.
Thomas Bader, Sprecher des Fachausschusses, eröffnete die Tagung und sprach über die politischen Herausforderungen, die durch den Populismus und die Auswirkungen auf benachteiligte Gruppen entstehen. In seinen Ausführungen betonte er, dass das deutsche Suchthilfesystem weltweit eines der besten sei, jedoch nicht alle Menschen in den bestehenden Strukturen Unterstützung finden. Andreas Geiger, Mitorganisator der Veranstaltung, ergänzte, dass die Anforderungen des Systems oft nicht mit den Bedürfnissen von besonders vulnerablen Menschen, wie Wohnungslosen, übereinstimmen.
Dr. Martina Münch, Sozialbürgermeisterin von Leipzig, verwies auf das mobile Konzept des Leipziger Suchthilfesystems, das sich an den Bedürfnissen der Menschen orientiert und Barrieren abbauen soll. Auch Martin Reker, Ärztlicher Leiter der Klinik für Psychiatrie in Bielefeld, ging auf die gesellschaftlichen Herausforderungen und die Bedeutung der Hilfe für Menschen in Krisensituationen ein. Er kritisierte die politische Entwicklung, die den Konsens, sich um schwächere Menschen zu kümmern, zunehmend aufgibt.
Ein weiterer bewegender Beitrag kam von dem betroffenen Psychologie-Studierendem Hannuh Frings, das das psychiatrische System als diskriminierend und zu sehr auf empathische Anteilnahme statt auf die Entwicklung individueller Lösungsgansätze ausgerichtet, beschrieb. Auch Jess, eine Betroffene, berichtete von ihren traumatischen Erfahrungen im System und forderte eine stärkere Einbeziehung der Klienten-Perspektive. Der Fachtag verdeutlichte die Notwendigkeit eines Perspektivwechsels im Umgang mit Menschen, die im Hilfesystem nicht erreicht werden.
Zusammengefasst war der Fachtag eine wertvolle Gelegenheit, die bestehenden Herausforderungen und Lösungsansätze für Menschen mit Suchterkrankungen zu diskutieren. Der Fokus lag auf der Frage, wie das System für alle zugänglicher und hilfreicher gestaltet werden kann.
(Fotos: Klaus Radetzki / https://www.klausradetzki.de/ )