PRESSEMITTEILUNG

Gute Psychiatrie braucht gute Personalbemessung

9. Oktober 2019

Zum Internationalen Tag der seelischen Gesundheit übt die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. (DGSP) gemeinsam mit dem Bündnis „Mehr Personal und Zeit für psychische Gesundheit“ massive Kritik an der neuen Richtlinie zur  Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik.

Die DGSP unterstützt das Bündnis „Mehr Personal und Zeit für psychische Gesundheit“ und veranstaltet zur neuen Richtlinie zur Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik am 5. Dezember 2019 das Symposium „Gute Psychiatrie braucht gute
Personalbemessung – und zwar jetzt“.

Am 10. Oktober 2019, dem Internationalen Tag der seelischen Gesundheit, protestiert das Bündnis „Mehr Personal und Zeit für psychische Gesundheit“ vor dem Bundesministerium für Gesundheit gegen die vom Gemeinsamen Bundesausschuss (G-BA) am 19. September 2019 beschlossene neue Richtlinie zur Personalbemessung in der Psychiatrie und Psychosomatik. Die Richtlinie liegt der Öffentlichkeit in ihrer letzten Version aktuell noch nicht vor. Die DGSP hatte jedoch als eine von mehreren stellungnahmeberechtigten Organisationen Einblick in den am 8. Mai 2019 veröffentlichten ersten Entwurf.

„Die Richtlinie darf in dieser Fassung auf keinen Fall vom Bundesministerium für Gesundheit
angenommen werden und muss dringend im Sinne der Betroffenen, der Angehörigen und der Mitarbeiter der psychiatrischen Institutionen überarbeitet werden. Wir wollen eine menschenrechts- und leitlinienbasierte Psychiatrie und keine, die zuerst ökonomischen Interessen folgt“, sagt Christel Achberger, Vorsitzende der DGSP. Gemeinsam mit zahlreichen weiteren Experten und Verbänden lehnt die DGSP den veröffentlichten Entwurf der neuen Richtlinie ab.

„In Deutschland ist 2009 die UN-Behindertenrechtskonvention in Kraft getreten, und 2018 sind die S3-Leitlinien zur Zwangsvermeidung verabschiedet worden. Die dort formulierten Menschenrechtsstandards in der psychiatrischen Versorgung finden sich in dem Entwurf der Leitlinie des G-BA nicht ausreichend wieder“, so Achberger weiter. „Wir brauchen mehr Personal und mehr Zeit in der psychiatrischen Versorgung, um den Menschen besser helfen zu können und auch damit Zwangsbehandlungen vermieden werden. Zudem ist das Vorgehen des G-BA in höchstem Maße intransparent“, kritisiert Achberger. „Der letzte Beschluss ist immer noch nicht veröffentlicht, dabei soll die neue Richtlinie bereits Anfang 2020 in Kraft treten.“

Die DGSP will sich in die Fortentwicklung der Richtlinie weiterhin kritisch einmischen und veranstaltet deshalb am 5. Dezember 2019 im Rahmen der DGSP-Jahrestagung in Leverkusen das Symposium „Gute Psychiatrie braucht gute Personalbemessung – und zwar jetzt“. Die zu diesem Zeitpunkt voraussichtlich final veröffentlichte Richtlinie wird dann aus Sicht der Beschäftigten, aus ärztlicher sowie aus pflegerischer Sicht und aus Sicht der Experten aus Erfahrung diskutiert und bewertet.

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Hintergrundinformation
Die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. (DGSP) ist ein unabhängiger Fachverband für Sozial Psychiatrie, der sich für die Weiterentwicklung und Verbesserung menschenrechtsbasierter Hilfsangebote für Menschen mit psychischen Beeinträchtigungen einsetzt. Die DGSP arbeitet berufs- bzw. expertenübergreifend, das heißt, ihre Mitglieder sind psychiatrisch Tätige aller Berufsgruppen aus verschiedenen Institutionen, Psychiatrieerfahrene und deren Angehörige sowie Träger sozialpsychiatrischer Angebote.
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