Sozialpsychiatrisches Forschungsforum

FachgesprächONLINE

5. März, 9. April und 11. Juni 2021

Die DGSP und der Fachausschuss Forschung schreiben alle zwei Jahre einen Forschungspreis und einen Nachwuchspreis für junge Forschende aus. 2020 wurden diese an die Psychologinnen Meike Wehmeyer und Mara Bach verliehen.

Den wissenschaftlichen Autoren der weiteren nominierten Arbeiten wollten wir in drei FachgesprächenONLINE die Gelegenheit geben, ihre Forschungsarbeiten vorzustellen und  gemeinsam mit dem Publikum zu diskutieren.

Die Forschungsforen wurden in Kooperation mit dem Psychiatrie Verlag organisiert, beim ersten Treffen am 5. März nahmen 41 Personen teil, die Moderation wurde von der Nachwuchspreisträgerin Mara Bach in sehr lebendiger und unterhaltsamer Art und Weise geführt, was auch zur lebhaften Diskussion nach beiden Vorträgen beitrug.

Julia Rehn, Sozialarbeiterin in der Psychiatrie Charite Berlin Mitte und Dozentin an der Alice Salomon Hochschule beschrieb Spiritualität als bedeutender Recovery-Faktor bei psychisch-seelischen Erkrankungen. Dabei beachtete sie besonders den Aspekt transkultureller Behandlungsmethoden.

Markus Geißler, Sozialarbeiter im StäB-Team der Immanuel Klinik Rüdersdorf und forschend an der Medizinischen Hochschule Brandenburg stellte seine Arbeit »Recovery in der Stationsäquivalenten psychiatrischen Behandlung« vor. Dabei arbeitete er die Bedeutung häuslicher Lebenswelten heraus, in der Menschen, Raum und Materie aufeinander einwirken. Herr Geißler verdeutlichte seine Thesen an anschaulichen Fallbeispielen und warb für eine »Recovery-Atmosphäre«, die im sozialen Kontext entstehen solle.


Am zweiten Treffen am 9. April nahmen 37 Personen teil. Simone Efkemann und Sarah Potthoff stellten Forschungsergebnisse der SALUS Forschungsgruppe der Ruhr Universität Bochum vor. Frau Efkemann ist Psychologin, sie untersuchte die Sichtweisen von psychiatrischen Professionellen und Betroffenen auf die Anwendung von formellen und informellen Zwangsmaßnahmen. Die Soziologin Sarah Potthoff untersuchte informelle Zwangsanwendung und berief sich dabei auf ein Modell von Szmukler und Appelbaum: Drohungen werden nach ihrer Arbeit vom Personal nicht als Zwang wahrgenommen. Insgesamt stellten die Forschenden fest, dass es noch großen Forschungsbedarf gibt.

Anke Petters, Sozialarbeiterin im Sozialpädagogischen Dienst auf einer akutpsychiatrischen Station im Klinikum am Europakanal Erlangen, Bezirkskliniken Mittelfranken, stellte ihre Arbeit »Klinische Sozialarbeit und Psychopharmaka« vor. Dabei arbeitete sie die Rolle der Profession beim Einsatz von Medikamenten in der Arbeit mit Menschen mit psychischer Erkrankung heraus und stellte fest, dass es enormen Fortbildungsbedarf gibt. Das regte zu intensiven Diskussionen an – besonders bei Sozialarbeiterinnen und Sozialarbeitern aus dem Auditorium, die langjährig tätig sind und die das in ihrer eigenen Praxiserfahrung anders erleben. Es ist festzustellen, dass sich das Ausbildungscurriculum dahingehend verändert hat, dass Psychopharmaka-Behandlung und die Wirkung der Medikamente eine untergeordnete Rolle spielen.


Beim dritten Treffen am 11. Juni präsentierten Stefan Gutwinski und Johanna Baumgardt ihre Arbeiten. Stefan Gutwinski forscht zu »Prävalenzen psychischer Erkrankungen bei wohnungslosen Menschen in Deutschland«. Johanna Baumgardt stellte für die Forschungsgruppe der Klinik für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik des Vivantes Klinikum Am Urban/Berlin die Arbeit mit dem Titel »Multiprofessionelle Implementierung und Evaluation des Safewards-Modells auf zwei geschützten akutpsychiatrischen Stationen« vor. Moderiert wurde die Veranstaltung an diesem Termin von Nathalie Oexle.

Die einzelnen Arbeiten sind → hier verfügbar.