In der Behandlung von depressiven Erkrankungen nimmt die Verschreibung von antidepressiven Medikamenten konstant zu. Aktuell werden in Deutschland 1,5 Milliarden Tabletten pro Jahr verordnet. Das ist eine Versiebenfachung im Vergleich zu 1991 – bei nur geringer Erhöhung der Bevölkerungszahl. Gleichzeitig zeigen sich keine Verringerung der krankheitsbedingten Ausfälle und sogar eine lineare Erhöhung der Anzahl der Berufsunfähigkeitstage und der Berufsunfähigkeitsrenten wegen Depressivität.
Worin liegt die Ursache für die vermehrte Antidepressiva-Gabe, welche Aussagen machen wissenschaftliche Studien und welche Empfehlungen geben die S3-Leitlinien? Wie ist die Situation in der Schweiz, und gibt es hier signifikante Unterschiede? Und welche Schlüsse ziehen wir daraus für die Behandlung von Menschen mit Depressionen?
PD Dr. Michael Pascal Hengartner, Zürcher Hochschule für Angewandte Wissenschaften, Psychologisches Institut