ForschungsforumONLINE

FachgesprächONLINE

► 4. Mai und 1. Juni 2023 | 14 - 16 Uhr | via Zoom

Alle zwei Jahre verleiht die Deutsche Gesellschaft für Soziale Psychiatrie e.V. im Rahmen ihrer Jahrestagung einen Forschungs- und einen Nachwuchspreis für herausragende wissenschaftliche Arbeiten auf dem Gebiet der Sozialpsychiatrie. Die eingereichten Arbeiten umfassen dabei regelmäßig ein umfangreiches Spektrum sozialpsychiatrischer Forschung und geben wertvolle Impulse für die Praxis der Sozialpsychiatrie. Deshalb möchten wir mit dem ForschungsforumONLINE den Rahmen erweitern und den Forschenden ein weiteres Forum bieten, ihre Arbeit zu präsentieren und in der Auseinandersetzung mit den Teilnehmenden einen weiteren Beitrag zur Verknüpfung von Forschung und Praxis leisten.

Einige der eingereichten Arbeiten finden Sie auf der DGSP-Website unter: https://www.dgsp-ev.de/forschung/forschungs-und-nachwuchspreis/preisverleihung-2022.html 

Am 4. Mai 2023 referierten Esther Braun und Anne-Sophie Gaillard von der Forschungsgruppe → SALUS zu Inhalten psychiatrischer Vorausverfügungen (PVV) und zu den Perspektiven Betroffener auf dieses Behandlungsinstrument. Die Dokumente, in denen Betroffene ihre Behandlungswünsche für Krisensituationen im Voraus festlegen können, werden in der Praxis bisher wenig angewendet, obwohl – so machte die Perspektive der Betroffenen im ersten Review von Esther Braun deutlich – durchaus eine hohe Wirksamkeit vor allem auf das eigene Gefühl von Autonomie, Kontrolle und Empowerment assoziiert wird und die Vorausverfügung schon vorab einen positiven Effekt auf das Behandlungserleben und damit auf das Ergebnis einer Behandlung haben kann. Zudem können Schäden durch falsche oder fehlende Behandlung im Krisenfall vermieden werden. Herausforderungen gibt es insbesondere bei der Erstellung einer solchen PVV, die im besten Fall mit fachlicher Unterstützung erfolgt – auch weil es bislang kaum einheitliche oder allgemein akzeptierte Vorlagen gibt.

Hier knüpfte Anne-Sophie Gaillards Vortrag an, die in ihrem Review relevante Inhalte einer PVV identifizierte und ein Forschungsvorhaben vorstellte, dem sie sich im Rahmen ihrer Masterarbeit widmen wird: einer qualitativen Evaluationsstudie, um bei der Entwicklung einer Vorlage für eine PVV für Deutschland die Verständlichkeit, Vollständigkeit und Anwendbarkeit sicherzustellen. Die Vorträge und Arbeiten sind im Folgenden herunterzuladen:

Psychiatrische Vorausverfügungen – Perspektiven Betroffener (Präsentation PDF)

Mental Health Service Users’ Perspectives on Psychiatric Advance Directives: A Systematic Review (PDF)

Der Inhalt psychiatrischer Vorausverfügungen (Präsentation PDF)

The Content of Psychiatric Advance Directives: A Systematic Review (PDF)

Am 1. Juni 2023 ging es zusammen mit Karin Bernaciak zunächst um Flucht, Migration und den Entwicklungsstand von Kindern im Frühkindlichen und Vorschulalter. Die Referentin ist wissenschaftliche Mitarbeiterin im Projekt → BRISE (Bremer Initiative zur Stärkung der frühkindlichen Entwicklung) und untersuchte im Rahmen ihrer Masterarbeit den Entwicklungsstand von syrischen Kindern mit Fluchthintergrund in der Türkei und mögliche Einflüsse auf die Entwicklung, wie Migrationsstress und psychische Belastungen der primären Bezugsperson des Kindes untersuchte. Karin Bernaciak will mit ihrer Arbeit Kindern mit Fluchthintergrund eine Repräsentationsfläche bieten, auf Forschungslücken aufmerksam machen und den gängigen westlichen Blick auf Entwicklung herausfordern. In der Diskussion bestätigte sich der große Bedarf und die aktuelle Relevanz dieser Themen.

Flucht, Migration und der Entwicklungsstand von Kindern im Frühkindlichen und Vorschulalter: Eine Untersuchung von Kindern syrischer Herkunft (PDF)


Im Anschluss stellte Moritz Tebbe von der → Evangelischen Hochschule für Diakonie & Soziale Arbeit Hamburg – Das Rauhe Haus seine seine Arbeit vor zum Thema Resonanzbeziehungen und Teilhabe innerhalb gemeindepsychiatrischer Angebote. Moritz Tebbe forschte im Rahmen einer qualitativ-rekonstruktiven Studie zu einer explorativen Fragestellung unter besonderer Berücksichtigung der Resonanztheorie Hartmut Rosas. Die rekonstruierten (und kritisch gerahmten) subjektiven Teilhabeerfahrungen werden innerhalb der Forschungsarbeit kritisch im Kontext der Resonanztheorie diskutiert. Diese Arbeit dient dem Versuch, den Versorgungsbereich der ambulant-sozialpsychiatrischen Angebote weiter empirisch wie theoretisch zu beleuchten.

Resonanzbeziehungen als Gelingensbedingungen für subjektives Teilhabeerleben von Nutzer:innen gemeindepsychiatrischer Angebote im Rahmen der Eingliederungshilfe (PDF)

Kontakt zum Fachausschuss Forschung:
Prof. Dr. phil. Silvia Krumm M.A. Soz.
(d) Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie II
der Universität Ulm am Bezirkskrankenhaus Günzburg
Lindenallee 2
89312 Günzburg
Tel.: (0 82 21) 96 29 20 3
E-Mail: silvia.krumm(at)uni-ulm.de