WORKSHOPS

DGSP-Jahrestagung 2023

► Freitag, 17.11.2023 | 15:30-18:00 Uhr

Am Freitagnachmittag finden 15 verschiedene Workshops statt. Bitte geben Sie bei der Anmeldung an, an welchen Workshop Sie gerne teilnehmen möchten (sowie einen Alternativwunsch).

Workshop 1: Arme Menschen an der Schnittstelle zwischen der klinischen Akutversorgung und ihrer Lebenswelt und dem außerklinischen Versorgungssystem

Die Referent:innen vertiefen in diesem Workshop ihren Beitrag von Donnerstag ("Lebensqualität und Armut") und bringen dabei die Erfahrungen aus ihren jeweiligen Arbeitsfeldern als Psychiaterin in der klinischen Akutversorgung bzw. als EX-IN-Genesungsbegleiter im außerklinischen Versorgungssystem ein.

Referent:innen: Stefanie Schreiter, Andreas Jung

Workshop 2: StäB und die Schnittstelle zur Eingliederungshilfe

In diesem Workshop wird der Vortrag von Freitagvormittag vertieft, in dem die Perspektive aus dem StäB-Team und der kooperierenden Eingliederungshilfe Mitarbeiter:innen einbezogen wird. Es besteht die Möglichkeit, mit den Referent:innen zu diskutieren, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen einzubringen.

Referent:innen: Florian Metzger, Maria Pacho, Maike Böning

Workshop 3: Vermeidung von Zwang in der Akutversorgung – gemeindenahe Organisationsmodelle als Chance gegen Armut und Ausgrenzung

In diesem Workshop wird der Vortrag von Freitagmittag vertieft, in dem auch die Perspektive der außerklinischen Kooperationspartner einbezogen wird. Es wird dargestellt, wie klinisches und außerklinisches Versorgungssystem miteinander kooperieren und welche Philosophie in Südtirol und Italien umgesetzt wird. Dabei werden sowohl positive als auch kritische Aspekte dargestellt. Es besteht die Möglichkeit, mit den Referent:innen zu diskutieren, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen einzubringen.

Referent:innen: Verena Perwanger, Michael Gufler, Eva Maria Gstrein

Workshop 4: Psychosoziale Hilfen im regionalen Verbund 4.0

Durch Zentralisierung, Kürzungen und Bürokratisierungen sind gemeindeintegrierte regionalisierte psychosoziale Hilfen in akuter Gefahr. Dem wollen wir etwas entgegensetzen. Der DGSP-Fachausschuss Psychiatrie 4.0 stellt ein Modell zur Diskussion, das eine alte Forderung der DGSP auf ein modernes Fundament stellt. Gemeindeintegrierte Hilfen müssen partizipativ und solidarisch von Bund, Ländern und Gemeinden im Zusammenspiel mit Sozialversicherungen, professionellen Leistungserbringern und Zivilgesellschaft (Angehörige und Psychiatrieerfahrene) organisiert werden. Hierbei müssen Gemeindepsychiatrische Verbünde und Psychosoziale Zentren mit einer präventiven, auf Resilienz und Empowerment abzielenden Orientierung im Vordergrund stehen.

Referenten: Uwe Brohl Zubert, Christian Reumschüssel-Wienert

Workshop 5: Trotz beruflicher Reha und Teilhabe weiter arm?

Arbeit im Zuverdienst oder in der Werkstatt, im Inklusionsbetrieb oder in Maßnahmen der beruflichen Reha: Häufig soll damit auch mehr Einkommen erreicht werden. Doch wie ist das Einkommen in verschiedenen Angeboten der Teilhabe und Reha wirklich? Erfüllt es die Erwartung – und wenn nicht: Zählen wenigstens die Vorteile einer besseren Tagesstruktur und von mehr Teilhabe am Leben durch diese Angebote? Darüber wollen wir diskutieren…

Referenten: Marc Fesca, Manfred Becker

Workshop 6: "Housing First" und sonst? – Perspektiven für eine Verbesserung der Versorgung psychisch erkrankter wohnungsloser Menschen

"Housing First" gilt mittlerweile als Zauberformel für die Bewältigung von Wohnungslosigkeit und Ausgrenzung (nicht nur) psychisch erkrankter wohnungsloser Menschen. Aber unter welchen Voraussetzungen ist das Konzept eigentlich erfolgversprechend, und wo liegen seine Grenzen? Welche anderen Perspektiven gibt es, den Teufelskreis zwischen Wohnungslosigkeit und psychischer Erkrankung aufzubrechen und die Versorgung
und Teilhabe der Betroffenen zu verbessern? Wie kann die Abstimmung / Kooperation zwischen Gemeindepsychiatrie und Wohnungsnotfallhilfe optimiert werden? Welche Konzepte und Maßnahmen erscheinen unter den gegebenen Rahmenbedingungen sinnvoll? Diese Fragen möchten wir zusammen mit den Workshop-Teilnehmer:innen diskutieren.

Referenten: Henning Daßler, Volker Busch-Geertsema

Workshop 7: Psychisch krank, arm, obdachlos: Wie können Menschen auf der Straße erreicht werden? Am Beispiel der aufsuchenden Hilfen des Kältebus der Abteilung Hilfen in sozialen Notlagen im Frankfurter Verein

In diesem Workshop wird der Vortrag von Freitagmittag vertieft, und es besteht die Möglichkeit, mit der Referentin zu diskutieren, Fragen zu stellen und eigene Erfahrungen einzubringen.

Referentin: Christine Heinrichs

Workshop 8: Armut behindert Teilhabe 2.0 – Die Rolle der Sozialpsychiatrischen Dienste

Armut bedeutet nicht nur Geldmangel, sondern auch Arbeitslosigkeit, Vereinsamung, Ohnmacht und erschwerte Zugänglichkeit zu gesellschaftlicher Teilhabe. Sozialpsychiatrische Dienste sind täglich damit konfrontiert, dass Armut die Teilhabe psychisch erkrankter Menschen behindert oder sogar verhindert. Am Beispiel konkreter Herausforderungen wollen wir in diesem Workshop diskutieren, wie sich ökonomische und soziale Armut auf unsere Alltagsarbeit auswirken und was wir dagegen tun können.

Referenten: Matthias Albers, Klaus Obert

Workshop 9: "Liesbeth und CO" als Ort der Begegnung und der Kunst. EXKURSION

Mit dem "Liesbeth & CO" entsteht unter der Trägerschaft des St. Elisabeth-Vereins (als Kooperationsprojekt zwischen Eingliederungs- und Jugendhilfe)
zentral in Marburg ein neuer Ort der Begegnung und Freizeitgestaltung. Ein Ort von Menschen für Menschen. Ein Ort, der Offenheit, Inklusion und Willkommensein authentisch lebt. Hier finden psychisch belastete Menschen in einer angenehmen und wohlgesonnenen Atmosphäre Räume
und Angebote zum Mitmachen und Mitgestalten. Dabei steht die Begegnung im Zentrum: die Begegnung mit anderen Betroffenen, die Begegnung mit Menschen aus der Nachbarschaft, die Begegnung mit allen interessierten Menschen aus Marburg und Umgebung. Als Medium der Begegnung dienen dabei Kunst, Kultur und Kulinarik. In einer Mitmach-Küche, einem Werkraum und einem Veranstaltungsraum werden verschiedene Formate wie Gruppenangebote, Kurse und Workshops, Beratungen, kulturelle Veranstaltungen und offene Treffs angeboten.

Referent:innen: Andreas Droste, Manuel Kissel, Bea Klenk

Workshop 10: Recovery in der forensischen Psychiatrie

Wie kann der ressourcenorientierte Ansatz, der den Mensch in den Mittelpunkt stellt, in der forensischen Psychiatrie umgesetzt werden, und wie können Peers oder Genesungsbegleiter:innen für diese Arbeit gefunden werden? In diesem trialogischen Workshop gibt es Impuls-Referate aus Sicht einer Mitarbeiterin, eines Angehörigen und eines Erfahrungsexperten, um dann mit den Workshop-Teilnehmer:innen in die Diskussion zu gehen.

Referent:innen: Christel Nolan, Eugen Berker, Stefan Selzer

Workshop 11: Wo geht‘s hier zum Sozialraum? – Gastfreundschaft gestalten – Zugehörigkeit fördern! Das niederländische Konzept Kwartiermaken

Seit über 40 Jahren arbeiten wir an der Entwicklung "gemeindenaher Psychiatrie" – das Ziel: psychisch erkrankte, psychiatrieerfahrene Menschen mittendrin und nicht außen vor! Als wir mit der Arbeit anfingen, haben wir nicht gefragt, ob es die Gemeinde, die bereit ist für die gemeindenahe Psychiatrie, für das Leben mit psychisch erkrankten Menschen in der Nachbarschaft, überhaupt gibt. Wir haben uns nicht klar gemacht, dass Gemeindenähe nicht in der psychiatrischen Einrichtung hergestellt werden kann, sondern eine Angelegenheit der gesamten Bürgerschaft ist. Später formulierte Klaus Dörner: "Nur Bürger können Bürger integrieren", wobei zu bedenken ist: "In der Begegnung begegnen sich Gegner". (K. Dörner). Das heißt: Zugehörigkeit, Nachbarschaft, Gemeinwesen geht nicht ohne Widerstreit.

An der Entwicklung von Zugehörigkeit muss gearbeitet werden. Für diese Arbeit finden wir im Konzept "Kwartiermaken" wichtige grundlegende Gedanken und viele anregende Ideen und Praxisbeispiele. Die UN-Konvention für die Rechte von Menschen mit Behinderung fordert Inklusion, Partizipation, Teilhabe, Mitwirkung. Das BTHG fordert die sozialraumorientierte  Weiterentwicklung der Teilhabeleistungen. Was liegt näher, als sich mit "Kwartiermaken" zu befassen?

Referent: Fritz Bremer

Workshop 12: Partizipation & Menschenrechte – Erfahrungsaustausch zu den Artikeln der UN Behindertenrechtskonvention

Das Recht auf Bildung und Arbeit, das Recht auf Wohnen, das Recht auf angemessene Vorkehrungen, Nicht-Diskriminierung, Selbstbestimmung im Kontext der Behandlung und Versorgung sowie das Recht auf gesellschaftliche und politische wirksame Teilhabe sind nur einige Punkte, die es nach der Ratifizierung der UN-BRK in Deutschland umzusetzen gilt. Menschen mit seelischen Krisen bzw. Erschütterungen oder Lernschwierigkeiten gehören einer Gruppe an, die oftmals benachteiligt werden und gesonderte Regelungen in Gesetzgebungen erfahren.

Wir möchten uns im Sinne der Bewusstseinsbildung (Art. 8 UN-BRK) gemeinsam mit den Teilnehmenden über die Situation im sozialpsychiatrischen System austauschen, Good-Practice-Beispiele erörtern und die unterschiedlichen Wahrnehmungen aus Studium, Beruf, persönlichen Psychiatrie Erfahrungen oder auch aus der Angehörigenperspektive nebeneinanderstellen.

Referentinnen: Sabine Haller, Tina Lindemann

Workshop 13: Rechtsberatung trotz Armut - welche Rechtsansprüche haben Asylsuchende und wo bekommen sie ddie nötigen Hilfen?

Wie finden Menschen mit Migrationshintergrund zu uns? Wie erreichen sie Angebote zur rechtlichen und psychosozialen Beratung und Therapie?

Seit der Tagung des DGSP-Fachausschusses Migration und der Landesärztekammer Sachsen im September 2019 bearbeiten wir das Thema der psychosozialen Versorgung von Geflüchteten und Migrant:innen. Inzwischen konnten wir in vielen gemeinsamen Arbeitstreffen, Beratungen und Fortbildungen die Probleme der psychosozialen Versorgung erfassen und bearbeiten. Möglichkeiten und Grenzen wurden deutlicher, gemeinsam erreichten wir Veränderungen und Verbesserungen, lernten von und miteinander. Was ist schwieriger, was ist einfacher geworden? Aus der Arbeit und den Erfahrungen des Psychosozialen Zentrums Dresden und aus der Internationalen Praxis Dresden berichtet U. Merkel. Von rechtlichen Hilfen im Asylverfahren, der Begleitung von Abschiebeverfahren, der Arbeit der Härtefallkommission u.a.m. berichtet J. Eichler.

Referent:innen: Ute Merkel, Jörg Eichler

Workshop 14: Armut s(S)ucht Jugend?

Immer mehr Jugendliche und Kinder aus "armen" Familien sind auf Erziehungs- oder stationäre Hilfen der Kinder und Jugendhilfe angewiesen. Gleichzeitig ist die Anzahl derjenigen, die aufgrund ihrer Bedürfnisse und Problemlagen im Rahmen der Maßnahmen nicht erreicht oder einfach "ausgesteuert" werden, erschreckend hoch. Der Griff zur Droge als Mittel zur Problembewältigung und Selbstmedikation stellt sich dabei nur zu oft als Fortführung eines sinnhaften Verhaltens dar, das in familiären Bezugssystemen oder im Rahmen der Suche nach geeigneten peer-group-Verbindungen erlernt wurde und sich stabilisiert hat. Ziel des Workshops ist es, aus unterschiedlichen Perspektiven die verschiedenen Problemlagen besonders vulnerabler Gruppen vorzustellen, gemeinsam Erfahrungen zu diskutieren und vor allem alltags und bedürfnistaugliche Ansätze und Strategien zu entwickeln.

Referent:innen: Claudia Chodzinski (FA Jugend), Andreas Geiger (FA Sucht)

Workshop 15: Forschungsforum

Die im letzten Jahr mit dem DGSP Forschungspreis ausgezeichneten Forschungsarbeiten werden hinsichtlich ihrer Praxisrelevanz vorgestellt und mit den Teilnehmer:innen reflektiert und diskutiert. Dr. Heike Friesel-Wark erhielt den Preis für ihre Arbeit "Die Dimension des Körpers im Kontext Sozialer Arbeit in der Psychiatrie – eine rekonstruktive Studie zum Umgang mit dem Klient:innenkörper im Handlungsfeld Psychiatrie". Der zweite Preisträger, Dr. Dominik Wechsler, wurde für seine Arbeit "Sensibilität und Toleranz. Antistigma-Modul für Medizinstudierende" ausgezeichnet. Das von ihm entwickelte Lehrmodul für Studierende der Medizin beinhaltet insbesondere auch die Begegnung mit Psychiatrie-Erfahrenen. Seine Arbeit wird von Prof. Dr. Thomas Bock und Rebecca Nixdorf vorgestellt. Den Nachwuchspreis gewann Simone Efkemann für ihre Arbeit: "Polizeieinsätze mit psychisch erkrankten Menschen. Eine explorative, qualitativ empirische Interviewstudie", in der sie mehr themenbezogene Fortbildungen an Polizeischulen empfiehlt.

Referent:innen: Silvia Krumm, Heike Friesel-Wark, Thomas Bock, Rebecca Nixdorf, Simone Efkemann