5. Fachtag des Fachausschusses Psychopharmaka der DGSP
► 22. September 2023 | Freiburg
Die Begleitung und Behandlung von Personen mit Psychoseerfahrung erfordert eine individuelle Vielfalt an Behandlungs- und Begleittechniken. Dies gilt sowohl für Krisen- als auch für Alltagszeiten. Dabei spielen Neuroleptika eine zwiespältige Rolle: Während sie in Krisenzeiten in angemessenen Dosierungen hilfreich sein mögen, so können sie in Alltagszeiten hinderlich sein, die Lebensqualität sowie die Lebenserwartung senken. Es gilt, auf dem Genesungsweg den individuell richtigen Umgang mit Neuroleptika zu finden. »Low dose« oder »Nodose«? Reduzieren oder Absetzen? Um den richtigen Umgang zu finden, braucht es nicht nur Kenntnisse über das Reduzieren und Absetzen von Neuroleptika und deren Abhängigkeitspotenziale, sondern auch über alternative Begleit- und Behandlungstechniken. Diese Tagung stellt die Frage nach notwendigen Veränderungen in der psychiatrischen Landschaft, um die Verordnungen von Neuroleptika auf ein geringeres Niveau zu senken, bzw. ganz auf Medikamente zu verzichten. Im Mittelpunkt stehen deshalb Möglichkeiten der Soteria und des Offenen Dialoges sowie der kompetenten Begleitung beim Absetzen.
Expert:innen stellen ihre Absetz- und Reduktionserfahrungen von Neuroleptika sowie alternative Begleit- und Behandlungstechniken vor. Sie geben Ihnen einen Einblick in Möglichkeiten, um Neuroleptika in der Genesung, Genesungsbegleitung und Behandlung nur noch minimal oder gar nicht mehr einzusetzen. Die Vielfalt der Möglichkeiten zeigt, dass es nicht den einen Königsweg der Genesung gibt und auch nicht die eine Behandlungstechnik, die für alle und jeden passt.
Wir möchten Sie einladen, einige der vielfältigen Möglichkeiten kennenzulernen, Ihre eigenen Erfahrungen mit anderen zu teilen und sich gemeinsam auf den Weg zu einer menschlicheren Psychosebegleitung und -behandlung mit wenig oder eventuell sogar ganz ohne Neuroleptika zu machen.
Fachausschuss Psychopharmaka der DGSP e.V.
9:00 Uhr
Ankommen
9:15 – 9:30 Uhr
Begrüßung und Einstimmung
Thelke Scholz, Sabine Haller
9:30 – 10:15 Uhr
Modell und Grundprinzipien des Genesungsprozesses und der Stellenwert der Neuroleptika
Jann E. Schlimme
10:15 – 10:45 Uhr Kaffeepause
10:45 – 11:30 Uhr
Offener Dialog und Krisenbegleitung
Hildegard Strauß-Münzer, Mirko Ološtiak-Brahms
11:30 – 12:15 Uhr
Gibt es eine Abhängigkeit von Antidepressiva und Neuroleptika? Wem nützt die Antwort?
Peter Lehmann
12:15– 13:15 Uhr Mittagspause
13:15 – 15:30 Uhr
Foren – 5 parallele Angebote
Dieses Forum gibt einen Über- und Einblick in den Ansatz der erfahrungsfokussierten Beratung nach Romme und Escher mit Personen, die Schwierigkeiten haben mit Erfahrungen des Stimmenhörens und ähnlichen Erlebnissen. Die erfahrungsfokussierte Beratung ist fest verankert in der internationalen Stimmenhörbewegung, die mit ihrem entpathologisierenden und normalisierenden Ansatz seit 1987 vielen Menschen die Möglichkeit gegeben hat, einen Recoveryprozess einzuschlagen. Dabei hat sich gezeigt, dass auch ein Weg ohne Langzeiteinnahme von antipsychotischen und anderen psychopharmazeutischen Medikamenten möglich wird. Dies schließt explizit Menschen mit Diagnosen psychotischer Störungen (wie etwa eine Schizophrenie) mit ein. Der Ansatz kann aber diagnoseunabhängig und auch mit Menschen ohne Diagnose angewandt werden.
Senait Debesay, Joachim Schnackenberg
Das Forum richtet sich sowohl an Profis (u.a. Ärzt:innen) als auch Nichtprofis, die an der (Selbst-)Umsetzung von hilfreichen Reduktions- und Absetzprozessen interessiert sind. Reduktions- und Absetzprozesse erfordern sowohl eine individuelle Begleitung (durch die behandelnden Fachärzt:innen) als auch die Beachtung einiger allgemeiner Grundprinzipien. Wir stellen diese Grundprinzipien anhand von Praxisbeispielen vor.
Stefan Weinmann, Sabine Haller
Traumatische Erlebnisse in Kindheit und Jugend gelten als Risikofaktor für psychotische Krisen. Auch wenn Psychosen nicht schlicht als »posttraumatische Belastungsstörung« einzuordnen sind, werden die Zusammenhänge von Psychose und Trauma zunehmend besser erkannt. In diesem Workshop geben wir einen Überblick über aktuelle Kenntnisse und Modelle des Zusammenhangs. Ausführlich thematisieren wir den traumasensiblen Umgang in Krisenmomenten und psychotherapeutischer Begleitung. Hierfür üben wir Reorientierungstechniken, stellen traumatherapeutische Basisskills sowie nicht-konfrontative integrierende traumatherapeutische Techniken vor, welche die Workshopleiter:innen in ihrer therapeutischen Praxis nutzen.
Jann E. Schlimme, Claudia Chodzinski
1984 gründete der Psychiater Luc Ciompi in Bern in Anlehnung an das kalifornische Vorbild eine wohngemeinschaftsähnliche Einrichtung als alternative Behandlungsform. Kernelemente des Soteria-Ansatzes sind die Psychosebegleitung (beingwith), zurückhaltender Einsatz von Psychopharmaka und Milieutherapie.
Die aktuelle Situation der Soteria-Häuser und -Stationen wird erläutert, die Kriterien der Alternativen Behandlung sollen gemeinsam erarbeitet werden. Ergänzend wird in einem kurzen Film die Soteria in Bern exemplarisch dargestellt.
Wassili Hinüber
In diesem Forum wird ein moderierter Austausch angeboten, analog zu Netzwerkgesprächen im Offenen Dialog. In Netzwerkgesprächen werden alle Beteiligten mit ihren Anliegen gehört und können sich nach ihren eigenen Wünschen einbringen. Sie sind grundsätzlich in jeder Lebenslage möglich.
Psychopharmaka spielen in besonderen Wohnformen häufig eine große Rolle.
Klienten sind verunsichert von den Empfehlungen der Fachärztinnen, Mitarbeiter beraten einerseits zum Thema Medikamentenreduktion, andererseits befürchten sie massive Absetzerscheinungen.
Dieses Forum bietet die Möglichkeit, die Situation aus Sicht aller Beteiligten darzustellen, sich gegenseitig anzunähern, zu stärken und zu vernetzen.
Der offene Dialog wird als mögliche (Be)-Handlungsalternative erfahrbar gemacht.
Anja Eisenblätter, Thelke Scholz
15.30 – 16:00 Uhr Kaffeepause
16:00 – 16:45 Uhr
Psychopharmaka absetzen – Eine unrealistische Illusion oder aber berechtigte Forderung auf der Grundlage der allgemeinen Menschenrechte?
N.N.
16:45 – 17:00 Uhr
Abschluss
Katholische Akademie Freiburg
Wintererstraße 1
79104 Freiburg im Breisgau
Im Tagungsbeitrag ist die Versorgung mit Heiß- und Kaltgetränken und Speisen während des Fachtags enthalten.
Wenn Sie Mitglied werden wollen, finden Sie alle nötigen Informationen unter: www.dgsp-ev.de/ueber-uns/mitglied-werden
Die verbindliche Anmeldung für den Fachtag erfolgt über das Anmeldeformular auf der DGSP-Website unter: www.dgsp-ev.de/tagungen/aktuelle-tagungen/fachtag-psychopharmaka.html. Sie erhalten daraufhin eine Anmeldebestätigung mit Rechnung und nach Zahlung der Teilnahmegebühr eine Eingangsbestätigung. Nur mit dieser Bestätigung ist die Teilnahme möglich.
Bei schriftlicher Abmeldung bis zum 10. August 2023 erfolgt eine Rückerstattung der Teilnahmegebühr. Bei späterer Abmeldung ist eine Erstattung nicht mehr möglich. Wir erheben für die Stornierung der Teilnahmeanmeldung eine Bearbeitungsgebühr von 25 Euro. Bei bereits erfolgter Rechnungsbegleichung wird die Teilnahmegebühr abzüglich der Bearbeitungsgebühr zurückerstattet. Bei späterer Abmeldung ist eine Erstattung nicht mehr möglich, die Teilnahmegebühr wird in voller Höhe fällig. Dies gilt auch bei krankheitsbedingter Absage.
Bei Fragen:
DGSP-Bundesgeschäftsstelle
Zeltinger Str. 9
50969 Köln
Tel.: (0221) 51 10 02
Fax: (0221) 52 99 03
E-Mail: info(at)dgsp-ev.de
Katholische Akademie Freiburg
Wintererstraße 1
79104 Freiburg im Breisgau
Zu Hotels und Pensionen erhalten Sie Informationen unter:
www.visit.freiburg.de/freiburg-informieren/tourist-information
Die Anerkennung dieser Tagung als Weiterbildungsveranstaltung ist bei der Ärztekammer Baden-Württemberg beantragt.
Die DGSP haftet nicht gegenüber den Teilnehmer:innen bei Unfällen, Verlusten oder Beschädigungen ihres Eigentums, es sei denn, der Schaden wurde von Mitarbeiter:innen der DGSP schuldhaft verursacht.
Die Abwicklung Ihrer Anmeldung zur Jahrestagung erfolgt mittels automatischer Datenverarbeitung. Mit Ihrer schriftlichen Anmeldung erteilen Sie uns Ihre ausdrückliche Zustimmung zur Speicherung Ihrer Daten und zur Datenverarbeitung, soweit diese zur Abwicklung der Anmeldung zur Teilnahme an der Jahrestagung erforderlich ist. So werden zur Teilnahme und Zuordnung in die angebotenen Arbeitsgruppen Teilnahmelisten mit
Nennung von Vor- und Zuname ausgehängt. Dieser Praxis stimmen Sie mit der Anmeldung zu. Die Adressdaten werden möglicherweise verwendet, um Ihnen Informationen über den Verband oder zu für Sie interessanten Veranstaltungen der DGSP zukommen zu lassen. Der Nutzung Ihrer Daten zu Informationszwecken können Sie jederzeit durch eine entsprechende Mitteilung an unsere Bundesgeschäftsstelle widersprechen. Alle an uns übermittelten persönlichen Daten werden selbstverständlich vertraulich behandelt und nicht an Dritte weitergegeben. Auf den Veranstaltungen der DGSP wird zwecks Dokumentation und Berichterstattung des Geschehens fotografiert. Laut § 23 (1) S. 3 KUG ist dies gestattet. Sollten Sie es ablehnen, in der Versammlungssituation fotografiert zu werden, bzw. sollten Sie nicht mit einer Veröffentlichung der Fotos einverstanden sein, bitten wir Sie, uns vor Ort Ihren Widerspruch mitzuteilen.
Für eine Anmeldung rufen Sie bitte in der Geschäftsstelle der DGSP an:
DGSP Geschäftsstelle
Zeltinger Str. 9
50969 Köln
Tel.: (0221) 51 10 02