Wurzeln
Kritik an den menschenunwürdigen Zuständen der Psychiatrie und Unzufriedenheit mit den dortigen Arbeitsbedingungen bewegte zwischen 1968 und 1970 Mitarbeiter:innen aller Berufsgruppen in der Psychiatrie dazu, sich mit dem Ziel zusammenzuschließen, die Situation in der Psychiatrie zu verändern.
Ein erstes überregionales Treffen fand im Mai 1970 in Mannheim statt. Der »Mannheimer Kreis« wurde zu einem Inbegriff der Psychiatriebewegung. Aus diesen Treffen entwickelte sich in den 90er Jahren die »Frühjahrstagung« der DGSP. Die Ursprünge der DGSP liegen also in der 68er-Generation.
Trotz des antiautoritären Selbstverständnisses der Akteur:innen erkannten diese schnell, dass verbindliche, für Außenstehende transparente Strukturen die Möglichkeit der Einflussnahme verbessern würden. In der Folge wurde die DGSP gegründet und gliederte sich in Landesverbände und Regionalgruppen. und trug wesentlich zur Psychiatrie-Enquete im Jahr 1975 bei. Im Auftrag der damaligen Bundesregierung berichtete eine Sachverständigenkommission erstmals umfassend über die »elenden und menschenunwürdigen Umstände« in der Psychiatrie in Deutschland und empfahl den Aufbau gemeindepsychiatrischer wohnortnaher Versorgungsangebote.
In den östlichen Bundesländern wurde nach der Wende die Gesellschaft für Kommunale Psychiatrie gegründet. Sie vereinigte sich 1992 mit der DGSP. Auch in der DDR gab es Reformbestrebungen in der Psychiatrie.
Dafür stehen unter anderem die Rodewischer (1963) und die Brandenburger Thesen (1976). Eine Bestandsaufnahme zehn Jahre nach der Wende konstatierte in den Motzener Thesen (1999), dass »die Wende« in den sogenannten neuen Bundesländern zwar manchen Fortschritt ermöglicht habe; andererseits gingen aber auch Errungenschaften verloren wie z. B. die Integration psychisch kranker und behinderter Menschen in die Arbeitswelt.